Aufgrund einer nicht mehr gewährleisteten Bruch- und Standsicherheit wurden am einstigen Naturdenkmal und gefühlten Wahrzeichen der Ortsgemeinde Rott, der über 400 Jahre alten Eiche, am vergangenen Samstag alle Äste entfernt und der einst mächtige Stamm auf eine Höhe von rund fünf Metern zurückgeschnitten. Von dem einst rund 20 Meter hohen und etwa 15 Meter breiten Baum ist nur noch ein Biotopstumpf, oder auch Habitat-Baum genannt, übrig. Wie Ortsbürgermeister Hagen Schneider in einem RZ Gespräch informierte, war für ihn und den Ortsgemeinderat das 23 Seiten starke Gutachten des weithin anerkannten Sachverständigenbüros zur Untersuchung von Bäumen, Holz/ Konstruktionen und Jahresringen Frank Rinn aus Heidelberg ein niederschmetterndes Ergebnis und zugleich der Grund für diese äußerst schmerzliche und bei einigen Bürgern unattraktive Maßnahme. Bereits seit Jahren hatte sich das Ergebnis durch zahlreiche Überprüfungen angedeutet. Auch diverse baumchirurgische Maßnahmen halfen nicht sehr lange. Durch den jetzigen Rückschnitt zum Habitatbaum kann der Baum aber am Leben erhalten werden und er wird auch wieder ausschlagen. Durch den potentiellen und markanten Standort der alten Eiche, vor dem Baum verlaufen fünf Kreuzungspunkte sowie Fußgänger- und Radfahrverkehr, war aufgrund der extremen Gefahrenlage eine schnelle Entscheidung gefragt. „Ein Sicherungsgestell wäre zwar möglich, gewesen“, so Frank Rinn vom Sachverständigenbüro. Dies wäre allerdings sehr teuer geworden und wahrscheinlich ohne langfristige Perspektive. In seinem Gutachten, zu welchem er von der Kreisverwaltung Altenkirchen, Referat Natur- und Umweltschutz, beauftragt wurde, vermerkte Rinn, dass der Baum vor der jetzigen Prüfung bereits im Jahr 2017 von ihm untersucht wurde. Aufgrund des damaligen Ergebnisses war schon die Ausdehnung erheblicher innerer Schäden, sowohl am Stammfuß wie auch am Stammkopf sichtbar. „Angesichts der einstigen Schäden hatte ich zwar keine Bedenken an der Bruch- und Standsicherheit, empfahl jedoch eine Nach-Untersuchung im Jahr 2020 um die zeitliche Entwicklung der Schäden und der Zuwächse besser beurteilen zu können“, so der Fachmann. Die Profile der vor kurzem am Stammfuß ausgeführten Bohrwiderstandsmessungen zeigten, dass sich die dortigen inneren Schäden kaum ausgedehnt hatten und dass die Eiche deutliche neue Jahrringe ausgebildet hatte. Die Situation am Stammfuß hatte sich also verbessert. Am Stammkopf jedoch wiesen die Profile der nun ausgeführten Messungen darauf hin, dass sich einerseits die inneren Schäden seit 2017 erheblich ausgedehnt hatten, andererseits kaum äußere Zuwächse und keine gute Abschottungen zu verzeichnen waren. Die verbliebenen Wandstärken lagen bereichsweise unter 10cm, ansonsten bei typischerweise 10 bis 20 Zentimeter – bei einem Durchmesser von cirka 1,80 Meter. Die offenkundige Ausbreitungstendenz der inneren Schäden am Stammkopf ließ darauf schließen dass es dort schon alsbald zu einer Bruchgefährdung kommt. Es bestand somit Handlungsbedarf, um einen Stammkopfbruch zu verhindern (zu dem es zumeist durch tordierende Belastungen kommt). Anstelle einer endgültigen Fällung entschied sich der Ortsgemeinderat zu der jetzigen Maßnahme und die Umwandlung der Eiche zu einem Biotop oder Habitatbaum. Die notwendigen Arbeiten wurden von der Firma Forstbetrieb Fischer aus Burglahr durchgeführt. Viele Jahrhunderte lang war die alte Eiche in Rott ein stummer Zeitzeuge und hat die Menschen vom Ortseingang aus bei ihrem Tun begleitet. Auch zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen in mehreren Hundert Jahren hat die alte Eiche gut überstanden. Nun war die Fäulnis aber stärker und der Rückschnitt des Baumes war nicht zu verhindern. Auch zahlreiche Erhaltungsmaßnahmen, baumchirurgischer Art in den letzten Jahrzehnten konnten das Absterben der Äste und des Stammes nicht verhindern.
Test u. Foto: Heinz-Günter Augst
Wissenswert: Ursächliche Gründe für die nicht mehr reparablen Schädigungen, so vermuteten es auch einige Fachleute die sich den Baum in den letzten Jahren angesehen haben, könnten unter anderem Löcher in dem Stamm gewesen sein welche durch entfernte Äste entstanden sind und die aus Unwissen vor Jahrzehnten fälschlicherweise mit Betonplomben versehen wurden. Diese Betonplomben wurden am Stamm nicht verdichtet und es entstand Fäulnis.